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Grußwort von Isabel Pfeiffer-Poensgen

Zeugen des Zusammenlebens

Isabel Pfeiffer-Poensgen
Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder

Niemand geht ungerührt über Friedhöfe, denn nicht allein vom Frieden im Tod erzählen die Grabsteine und Blumenbeete, sondern auch vom Wert des Lebens. Friedhöfe sind immer für die Lebenden. Denn die Toten sind nicht mehr. Ihr Weiterleben ist ein Innerweltliches, Gedankengebundenes, verhaftet dem Grab und dem Grabstein, dem Ort des Gedenkens, den Monumenten der Trauer, des Vermissens und der Liebe.

Ein schöner Tod ist der Abschluss eines schönen Lebens und die Wiedergutmachung eines unschönen. Aufklärung und Romantik haben darum seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die Vorstellung von Tod und Trauer folgenreich verändert: Die Entstehung der modernen Familie und die Hervorkehrung von Empfindsamkeit und Phantasie schufen eine neue Bejahung des Todes als privates Ereignis, dessen würdevolle, ja schöne Bewältigung den Schmerz mildern und die Trennung überwindbar machen sollte.

Das 19. Jahrhundert wurde so zur Epoche der groß-artigen Begräbnisse, der prunkvollen Grabskulpturen und Friedhofsmonumente, oft nach Plänen großer Bildhauer oder Architekten. Ein Bild vom Tode bahnte sich den Weg, das weniger mit dem christlichen Jenseitshoffen verknüpft war als mit privatem Leben und persönlichem Gefühl. Denn die Hinterbliebenen hatten sich die – zuvor noch unbekannte – Gewohnheit zu eigen gemacht, wieder und wieder die Gräber derer zu besuchen, die ihnen der Tod entrissen hatte.

Lagen die Ruhestätten einst fern der Stadt, wo die Stille der Natur den Kummer linderte und die Schönheit der vergehenden und wiederkehrenden Jahreszeiten tröstete, so sind diese Friedhöfe heute in der Stadt: Berlin ist um sie herumgewachsen. Sie sind Oasen und in der Tat nicht nur für Angehörige zu Orten der Ruhe, der Einkehr und Kontemplation geworden, sondern auch für viele Menschen, die abseits des Trubels der Hauptstadt Momente der Stille suchen – und finden. Umgeben von Pflanzen, die man sonst in der Stadt kaum sieht, von Tieren, die ausgerechnet in den menschlichen Totenhainen überleben, begibt sich der Friedhofsbesucher auf Zeit- und Gedankenreisen. Welche Geschichte mag sich hinter welchem Grabstein verbergen? Welche langen oder kurzen Leben wurden hier gelebt? Wer liebte hier wen und warum? Klingt der ein oder andere Name nicht bekannt? Gibt es nicht Straßen, Plätze, traditionsreiche Firmen, die diese Namen tragen?

So sind es die Grabdenkmäler, die uns zum Denken anregen. Und sie sind es, was bleibt, wenn selbst die letzten Mitglieder einer Familie gegangen sind. Doch eines Tages sind die Spuren der Erinnerung verwischt, und Denkmäler werden vergessen, bis sie stürzen. Erlischt die Empfangsbereitschaft des Betrachters, verliert jedes Denkmal seine Emphase. Und überdauern kann diese nur durch ästhetische Qualität, durch fortdauernde Ansprache unserer Sinne.

Verständlich und fatal zugleich, dass gerade das Ruinenhafte, Überwucherte uns besonders gefällt. Verständlich, weil es auf vollkommene Weise unserem deutschen Bild von Romantik entspricht, fatal, weil Halbverfallenes als-bald auch ganz verfällt. Und dann für immer.

Wie schön wäre es, wenn es gelänge, die eindrucksvollsten oder anrührendsten, die kunsthistorisch wichtigsten oder stadtgeschichtlich bedeutendsten Grabmäler zu erhalten! Sie sind auf so viele Weise immanente Zeugnisse unserer Kultur – und Sinnbilder unseres Zusammenlebens.

0 bis 5.000 Euro 5.000 bis 10.000 Euro 10.000 bis 20.000 Euro 20.000 bis 50.000 Euro 50.000 bis 100.000 Euro ab 100.000 Euro
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