Begräbnisplatz der „Nouveaux Riches“
fürstenbrunner weg 69 — 14059 Berlin-charlottenburg
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerungszahl im Berliner Westend derart an, dass die Luisengemeinde der evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Gemeinde eine knapp 3,7 Hektar große Fläche zur Anlage eines eigenen Friedhofs schenkte. Der neue Friedhof schloss direkt nördlich an den Luisenkirchhof III an und wurde – wie der Begräbnisplatz der Muttergemeinde – als Alleequartierfriedhof mit Linden und Ahornbäumen angelegt. Die Einweihung fand 1896 mit der ersten Begräbniszeremonie statt. Damit übernahm der Friedhof in erster Linie die Funktion einer Begräbnisstätte für ein reich gewordenes Wirtschafts- und Bildungsbürgertum, das sich um die Jahrhundertwende um den Kurfürstendamm herum im sogenannten Neuen Westen niedergelassen hatte. Zu jener Zeit war das Repräsentationsbedürfnis besonders ausgeprägt und führte zu enormen Investitionen in Grabstellen und deren Gestaltung. Opulente Erbbegräbnisarchitekturen wie beispielsweise das prunkvolle Mausoleum der Familie Lemm oder das Erbbegräbnis Warburg legen hiervon Zeugnis ab.
Nach einem Entwurf des Stadtbaurats Hetzel ließ die Gemeinde eine neuromanische Friedhofskapelle mit Gruftanlage errichten, die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und Anfang der 50er Jahre wieder aufgebaut wurde.
Auch auf dem Friedhof der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Gemeinde befinden sich viele Gräber bekannter Persönlichkeiten. Zu ihnen gehören u. a. die Schauspielerin Henny Porten (†1960), der Schriftsteller Friedrich Spielhagen (†1911), der Geiger und Komponist Joseph Joachim (†1907), der Jurist Otto Friedrich von Gierke (†1921), der Schriftsteller John Henry Mackay (†1933) und die Sozialpäda-gogin und Angehörige der Bekennenden Kirche Anna von Gierke (†1943), nach der in Charlottenburg die Gierkezeile und der Gierkeplatz benannt wurden.