Wo einst Wein in guter Hanglage reifte
der Friedhof I der Georgen-Parochialgemeinde
greifswalder strasse 229-234 – 10245 Berlin-prenzlauer berg
Im Jahr 1814 wurde auf dem Friedhof I der Georgen-Parochialgemeinde, einer der ältesten evangelischen Gemeinden Berlins, das erste Mal bestattet. Der neue Begräbnisplatz ersetzte den 1693 geschlossenen und überbauten Georgenkirchhof und wurde außerhalb der Stadtmauern vor dem Neuen Königstor errichtet. Angelegt in klassischer Kreuzform mit Alleen entlang der Hauptwege, befindet er sich in einer Hanglage – früher lagen hier die Weinberge des Prenzlauer Berges – und überwindet einen für Berliner Verhältnisse merklichen Höhenunterschied von zwölf Metern. Bis 1842 wurde das Friedhofsareal dreimal erweitert. Danach musste die Gemeinde in die Landsberger Allee ausweichen, wo sie 1848 den Friedhof II der Georgen-Parochialgemeinde eröffnete. Heute liegt der Friedhof I an der Greifswalder Straße und grenzt – verbunden mit einem Durchgang – an den 1858 angelegten Neuen St. Marien-Nikolai-Friedhof an. Wie etwa der alte Friedhof der St. Marien- und Nikolaigemeinde wurde auch dieser Bestattungsort 1970 auf Beschluss des Magistrats geschlossen und erst nach Verhandlungen mit dem Berliner Senat 1991 wieder eröffnet. In der Zwischenzeit war der etwa 40 Hektar große Friedhof jedoch stark verwildert und verfallen, weshalb seit der Wiedereröffnung umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen vorgenommen wurden. Größte Aufmerksamkeit galt hierbei – neben der Sanierung der Wege und Einfriedungen – verschiedenen, künstlerisch wertvollen Mausoleen und Grabstätten. Auf dem Friedhof I ruhen auch einige Berliner Größen und schöpferische Persönlichkeiten: darunter etwa der Komponist und Kapellmeister August Eduard Moritz Conrady (†1873), der Architekt Carl Ludwig Zeitler (†1910), der Theaterintendant Franz Wallner (†1876) und der Gründer der ersten Blindenschule Deutschlands, Johann August Zeune (†1853). Zu den Glanzlichtern der Grabbauten gehören beispielsweise das imposante neuklassizistische Erbbegräbnis des Industriellen Julius Pintsch (†1884) – eine von Hans Dammann geschaffene, offene Säulenhalle –, das nach Plänen Carl Ludwig Zeitlers für die eigene Familie erbaute, neugotische Mausoleum mit Fassadeninschriften, Farbmosaik und Gusseisen-Relief sowie das klassizistische Wandgrab des Königlich Preußischen Münzmechanikers Ernst Gottlieb Kleinstueber (†1834) mit einer teilweise vergoldeten, als Freiplastik aus Eisenguss gearbeiteten Trauernden mit Urne. Als ebenso wertvoll – kunst- wie kulturhistorisch betrachtet – sind die beiden großen Gittergrabfelder aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zu bewerten, die für Berlin ein seltenes Ensemble darstellen.