Friedhof der Exilanten
der Bethlehemsfriedhof und böhmischer gottesacker
zossener strasse / mehringdamm 21 – 109 61 Berlin-kreuzberg
Dieser Begräbnisplatz gehört ebenfalls zum insgesamt fünf Friedhöfe umfassenden Komplex am Halleschen Tor. Er wurde für die seit 1732 aus Böhmen eingewanderten, hussitischen Glaubensflüchtlinge angelegt, für die Friedrich Wilhelm I. in den Jahren 1735-37 eine Gemeindekirche an der Mauerstraße/ Ecke Krausenstraße errichten ließ. Im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1963 abgetragen, hatte die Bethlehemskirche ihren Namen in Gedenken an die Prager Bethlehemskapelle erhalten, wo ab 1402 der tschechische Reformator Jan Hus gepredigt hatte. Die Friedrichstädter Gemeinden – die Jerusalems- und Neue Kirchengemeinde, die Dreifaltigkeitsgemeinde und die Bethlehemsgemeinde, zu der auch die Herrnhuter Brüdergemeine gehörte – teilten sich gemeinsam den ihnen in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts zugewiesenen Begräbnisplatz außerhalb der Zollmauern vor dem Halleschen Tor. Offenbar wegen „gewisser Schikanen des dort angestellten Totengräbers“ verlangten die „Böhmen“ bald einen „a parte Kirchhoff“, einen eigenen, von den anderen Gemeinden abgetrennten Begräbnisplatz. Auch die Brüdergemeinde erhielt einen separaten Gottesacker, der 1746 von der Böhmischen Gemeinde abgetrennt und 1826 auch durch ein Gitter markiert wurde. Durch radikale Baumaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg, die Neugestaltung rund um den Blücherplatz mit dem Bau der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) und der Neuanlage der Blücherstrasse gingen neben der kriegsbeschädigten Nordmauer des Friedhofs auch erhebliche Friedhofsflächen, insgesamt ein über 32 Meter breiter Streifen im Norden, verloren. Am schlimmsten betroffen war der Gottesacker der Brüdergemeinde. Von ihm blieben nur mehr das Tor und zwei Reihen der für die Herrnhuter typischen, der Gleichheit aller Menschen verpflichteten, uniformen Liegesteine. Ein kleiner Teil der ehemals in die alte Mauer eingelassenen Sandsteinplatten, die ältesten noch in tschechischer Sprache, wurde auf den Böhmischen Kirchhof in Neukölln versetzt. Trotz der radikalen Einschnitte und Veränderungen bildet der Bethlehemsfriedhof immer noch einen sehr schönen und alten, gewachsenen Teil des historisch wie künstlerisch so wertvollen gesamten Friedhofskomplexes am Halleschen Tor. Die Zahl der herausragenden Grabmäler, darunter einige bedeutende Wandgräber und Gittergrabstellen, ist zwar niedriger als die der Nachbarfriedhöfe, dennoch konnte auch auf dem Friedhof der böhmischen Bethlehemsgemeinde in den 1980er Jahren mit der Instandsetzung wichtiger Gräber begonnen werden.