Berliner Kulturgeschichte auf Grabsteinen
der Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirche
mehringdamm 21 / zossener strasse – 10961 Berlin-kreuzberg
Der dritte Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde ist der größte Begräbnisplatz des Friedhofsareals vor dem Halleschen Tor und wurde zwischen 1819 und 1820 westlich der alten Friedhöfe angelegt. Die gartenkünstlerisch geplante Anlage wurde in Form eines aus Ahorn- und Robinienbäumen aufgepflanzten Alleenkreuzes gestaltet, das den Friedhof in vier quadratische Bereiche gliedert. Der neugegründete Friedhof war von Anfang an sehr beliebt und in den beiden ersten Jahrzehnten seines Bestehens der hauptsächlich genutzte Begräbnisplatz vor dem Halleschen Tor. Käufer von Erbbegräbnisplätzen wurden verpflichtet, bei der Errichtung eines Mausoleums auch ein Teilstück der Umfassungsmauer zu bauen, so dass das Gelände bereits in den 1860er Jahren komplett geschlossen war. Die heutige Friedhofskapelle neben dem um 1890 erbauten Eingangsportal zum Mehringdamm (früher Belle-Alliance-Straße) wurde 1839 als „Leichen- und Rettungsgebäude für Scheintodte“ errichtet und später umgebaut, zuerst 1875/76 durch Edmund Knoblauch, ein weiteres Mal um 1890 vermutlich durch Louis Arnd, der auch das Eingangsportal in der Hauptachse der Mittelallee errichtet hat. Obwohl zahlreiche, zum Teil sehr kostbare Grabplastiken zerstört oder verloren sind, prägen immer noch viele Werke verschiedenster Vertreter der Berliner Bildhauerschule das Bild des Friedhofs. Wie auch auf den anderen Begräbnisplätzen des Friedhofensembles am Halleschen Tor finden sich auch auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirche die Ruhestätten zahlreicher prominenter Berliner Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft und Politik der vergangenen Jahrhunderte. Zu nennen wären etwa die Gräber des Dichters Adelbert von Chamisso (†1838) und der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann (†1822) und Adolf Glassbrenner (†1876), darüber hinaus die Grabstätten des Theaterarchitekten Carl Ferdinand Langhans (†1869), des Apothekers und Unternehmers Ernst Schering (†1889) oder des Möbelfabrikanten und Hoflieferanten Carl Prächtel (†1912) sowie etwa die Grabstätte der Politikerin, Naturwissenschaftlerin und Stadtältesten Clara von Simson (†1983).