Friedhof der Berliner Gelehrtenrepublik
friedhof dreifaltigkeit II – BergmannStrasse 39 – 41 – 10961 Berlin-Kreuzberg
Der heute knapp 56.000 Quadratmeter umfassende Dreifaltigkeitsfriedhof II ist der älteste und kulturhistorisch bedeutendste der vier Friedhöfe, die sich zwischen Marheinekeplatz und Südstern entlang der Bergmannstraße erstrecken. Er wurde auf einem ehemaligen Weinbergsareal angelegt und am Himmelfahrtstag 1825 durch den Theologen und Pädagogen Friedrich Schleiermacher eingeweiht, der später selbst hier beigesetzt wurde. Die idealtypische Gestaltung mit einem kreuzförmigen Grundriss orientierte sich an Vorbildern der Renaissance und des Barocks. Die Wege wurden mit Alleenbäumen, vornehmlich Linden, bepflanzt und die Außen- und Wegeränder für die teuren Erbbegräbnisse reserviert. Am ursprünglichen Ende der Hauptallee wurde 1827 als Blickfang das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Grabdenkmal für das Fürstenpaar von der Osten-Sacken errichtet. Ein Jahr später erhielt auch der östliche Parallelweg mit dem ägyptisch anmutenden Mausoleum Oppenfeld einen solchen Point de vue. 1845 wurde der das Areal begrenzende Zaun durch eine massive Backsteinmauer mit Gitter ersetzt und bereits zehn Jahre später, 1855, das Gelände nach Süden hin erweitert. 1856 erhielt der Friedhof an der Westwand eine Kapelle, die stilistisch noch dem Spätbiedermeier zugeordnet werden kann, sowie weitere Nutzgebäude. Charakteristisch für den Friedhof II der Dreifaltigkeitsgemeinde ist die große Anzahl von alten Erbbegräbnissen und prunkvollen Mausoleen aus dem 19. Jahrhundert. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche gusseiserne Kreuze und erhaltene Gittergrabstellen. Die Kirche der Dreifaltigkeitsgemeinde existiert heute nicht mehr. Der 1739 geweihte, barocke Zentralbau mit Kuppeldach und Laterne – von Beginn an ohne Kirchhof geplant – befand sich in der Mauerstraße/Ecke Mohrenstraße. Zwischen 1809 und 1834 predigte dort Friedrich Schleiermacher. Auch Dietrich Bonhoeffer verkündete in seiner Zeit als Privatdozent und Studentenseelsorger an der TU Berlin 1932-33 in den akademischen Gottesdiensten der Dreifaltigkeitskirche das Wort Gottes. Im November 1943 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff zerstört, ihre Ruine 1948 abgetragen. Auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof II liegen zahlreiche Angehörige der Berliner Gelehrtenrepublik begraben, aber auch viele bedeutende Frauen und Männer aus den Bereichen der Schönen Künste. Unter den großen Namen seien nur folgende aufgeführt: die Maler Carl Blechen (†1840) und Adolph Menzel (†1905), die Schriftstellerin Charlotte von Kalb (†1843), die Schauspielerinnen Amalie Wolff (†1851) und Marie Seebach (†1897), der Dichter Ludwig Tieck (†1853), der Sprachforscher Franz Bopp (†1867), der Baumeister Martin Gropius (†1880), der Historiker Theodor Mommsen (†1903) und viele mehr.