Prächtige Erbbegräbnisse in doppelter Reihung
Der Friedhof IV der Jerusalems- und Neuen Kirche
BergmannStrasse 45-47 – 10961 Berlin-Kreuzberg

Als letzter und kleinster der an der Bergmannstraße gelegenen Friedhöfe wurde am 2. Juni 1852 der vierte Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde eingeweiht. Er hat eine Größe von knapp 30.800 Quadratmetern und liegt zwischen dem westlich anschließenden Friedhof der Friedrichswerderschen Gemeinde und dem die Süd- und Ostgrenze bildenden Luisenstädtischen Kirchhof. Die älteren Friedhöfe der beiden durch ein Pfarrsystem miteinander verbundenen Gemeinden – die Friedhöfe I, II und III der Jerusalems- und Neuen Kirche – gehören zum nicht weit entfernten Friedhofskomplex am Halleschen Tor, ein fünfter Begräbnisplatz entstand 1872 an der Neuköllner Hermannstraße. Die frühe, von einem geometrischen Wegesystem gegliederte und umzäunte Anlage des Friedhofs bestand aus sechs, zu beiden Seiten einer breiten Mittelallee angelegten Bestattungsfeldern. 1863 tauschte die Gemeinde einen Großteil des südlich gelegenen, verpachteten Areals gegen ein Grundstück westlich neben ihrem Begräbnisplatz und ließ dort weitere sechs Gräberfelder anlegen. Damit entstand parallel zur früheren Mittelallee ein zweiter Hauptweg. Im Jahr darauf erhielten die Haupt- und Seitenwege eine Alleebepflanzung mit 120 Linden. Anstelle des Zauns zur Bergmannstraße wurde 1873 eine von J. Heydemann entworfene Einfassungsmauer aus gelben Backsteinen mit eisernen Gittern errichtet. Das ehemalige Verwaltungsgebäude aus rotem Backstein wurde 1888 erbaut. Ebenfalls aus rotem Klinker errichtete Louis Arnd 1891-92 im Eingangsbereich eine neoromanische Trauerkapelle mit offener Bogenhalle. Eine Vielzahl kunst- und kulturhistorisch bedeutender Wandgräber und Mausoleen – die prachtvollsten an der südlichen Grenze gelegen – prägt das Erscheinungsbild des Friedhofs. Hierzu zählen etwa das wunderschöne klassizistische Terrakotta-Wandgrab der Bildhauer-Familie Dankberg, das Erbbegräbnis des Papierfabrikanten Krause – eine der imponierendsten Jugendstil-Grabanlagen Berlins – oder die in den 1890er Jahren als Points de vue der Hauptalleen erbauten Mausoleen der Familien Borchardt und Jordan. Zu den vielen bekannten Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof IV der Jerusalems- und Neuen Kirche bestattet sind, gehören – um nur einige wenige zu nennen – etwa der Komponist der norwegischen Nationalhymne Rikard Nordraak (†1866), die Bühnenautorin und Hofschauspielerin Charlotte Birch-Pfeiffer (†1868), der Jurist, Politiker und Stadtrat Max Weber (†1897), Vater der Soziologen Max und Alfred Weber, der Bildhauer Fritz Schaper (†1919) sowie der Maler und Architekt Franz Jaffé (†1937).