Der Schulterschluss von Wissenschaft und Kunst

Mathias Leonhard Schleicher

• In der Reihe der repräsentativen Erbbegräbnisse auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof beeindruckt das Wandgrab der Familie von Mathias Leonhard Schleicher (1830-1872). Der Steinmetz, Commissionsrat und Marmorwarenfabrikant begründete 1853 einen Steinmetzbetrieb, in dem viele Erbbegräbnisse des Kirchhofs entstanden sind. Dass auch die von Friedrich Heinrich Hitzig, einem Schüler Karl Friedrich Schinkels, entworfene Gestaltung auf bemerkenswerte Weise hierauf Bezug nimmt, verwundert nicht. Hitzig verarbeitete kontrastreich drei Steine von unterschiedlicher Färbung: weißen Marmor sowie rötlichen und schwarzen Granit. Die zweifarbige Granitwand mit Marmorarchitrav wird durch drei Arkadenbögen gegliedert, die jeweils einen Marmortondo rahmen. Das Medaillon der mittleren Blendnische bildet den Hintergrund für die vorgesetzte Porträtbüste Schleichers, unter der sich die goldfarben hinterlegte Inschrift befindet. Die beiden seitlichen Tondi stellen im Hochrelief allegorische Figuren dar: in der rechten Blendnische jene der Wissenschaft, links die Personifikation der Bildhauerei. An den Seiten wird die rechteckige Grabstätte von einer schwarzen Granitbrüstung eingefasst, die Vorderseite schließt ein schmiedeeisernes Gitter. Im Innenfeld befinden sich vier Kissensteine aus schwarzem Granit. Das Wandgrab Schleicher zählt zu den in Berlin bemerkenswertesten Grabmalarchitekturen im Stil der Neorenaissance.

• Reliefs und Büste befinden sich in einem vergleichsweise guten Zustand. Damit sie der Nachwelt – vor allem durch die Gefahr ihrer Entwendung – nicht unwiderruflich verloren gehen, ist es dringend erforderlich, Gipsabgüsse dieser künstlerisch wertvollen Schöpfungen anzufertigen.