Memento mori einer schönen Muse

Grabmal Emy Bennewitz von Loefen

• Als ob das Haupt einer Nymphe sanft den Wasserspiegel eines Waldsees durchdringen würde, so taucht der Kopf eines jungen Mädchens scheinbar aus dem Kalkstein des Grabmals für den Maler Carl Bennewitz von Loefen (1857-1899) und seine Frau, der als erste hier bestatteten Emy Bennewitz von Loefen, geborene Schlieper (1853-1899),auf. Das Jugendstilgrabmal gehört zu den bedeutendsten und schönsten seiner Art auf dem Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde und wurde um 1900wahrscheinlich von dem Bildhauer und Grafiker Ignatius Taschner geschaffen. Taschner – bekannt durch zahlreiche Brunnen- und Denkmalentwürfe, etwa für den Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain oder das Schillerdenkmal in St. Paul/Minnesota – hatte bereits für den Vater Carls, den Landschaftsmaler Karl WilhelmLeopold Bennewitz von Loefen, das benachbarte Grabdenkmal gestaltet. Das Grabmal für Emy Bennewitz von Loefen ist bekrönt von einer Musendarstellung. Das Besondere daran ist, dass die monolithische kantige Form des Grabpfeilers fließend in die weichen Linien der Porträtplastik eines sinnend oder auch trauernd geneigten Mädchenkopfes mit langem, von einem Schleier bedeckten Haar übergeht. Die Vorderseite des Grabsteins, dessen gestufter Sockel einen nach oben sich öffnenden, in Spiralen ausklingenden Bogen nachzeichnet, trägt unter dem stilisierten Motiv einer Trauerweide – ein Symbol des Totengedenkens – die Namen und Lebensdaten

• des hier beigesetztenPaares. Auftraggeber war Carl Bennewitz von Loefen, der als Genre- und Porträtmaler Mitglied der Münchner Sezession und erst seit 1898 in Berlin ansässig war. Er war mit Ignatius Taschner befreundet und starb ein knappes dreiviertel Jahr nach seiner Frau Emy. Durch Umwelteinflüsse bereits stark angegriffen, wurde das Grabmal vor einigen Jahren durch einen im Sturm umgestürzten Baum zusätzlich beschädigt und bedarf dringend einer Sanierung.